Hamlets Schädel

Ein-Blick in unsere Textwerkstatt

Autoren: Sibylle Brandl, Michael T. Yang, Carolin Stöss, Dominik Bruchof

Script Consultant: Michael T. Yang

Alle Rechte liegen bei den Autoren.

Beispiel 1: 1. Akt, 3. Szene: Old Hamlet kurz vor der Audienz

Version 1

OLD HAMLET sitzt auf seinem Thron

   Sie meint wohl, ich merke nichts. GERTRUD [Subtext: der Traum meiner schlaflosen Nächte]. GERTRUD [Subtext: Alptraum. Wem ist sie denn heute hinterhergehüpft?]. Sie ist so gebildet, so schön, so treu ergeben, so scharf im Bett. ... Und ich? Spüre sie nicht, spüre ihn nicht [blickt nach unten auf seinen Willi] spüre mich nicht. Spüre nur noch  meine Bandscheiben.

Version 4 & Endversion

OLD HAMLET hängt schnarchend im Thron und kippt ständig zur Seite. Wobei er von seiner Frau GERTRUD, die  gelangweilt und angeekelt auf ihrem Thron daneben sitzt, immer wieder „ins Lot“ gebracht wird.

Gertrud. Seufzt angeekelt auf.

    „Aaaahrg, der verbraucht meinen Sauerstoff, geh’ weg!“

Old Hamlet. wacht kurz auf, dann schwärmerisch und strahlend

   Gertrüdchen! und sackt wieder schlafend zusammen.

 

Beispiel 2: 1. Akt - Claudius hält seine erste Thronrede

Version 1 (Shakespeare/Strichfassung)

   Wiewohl von Hamlets Tod, des werten Bruders, noch das Gedächtnis frisch; und ob es unserm Herzen zu trauern ziemte und dem ganzen Reich, in eine Stirn des Grames sich zu falten: So weit hat Urteil die Natur bekämpft, dass wir mit weisem Kummer sein gedenken,zugleich mit der Erinn’rung an uns selbst.Wir haben also unsre vormalige Schwägerin, nunmehr unsre Königin, die hohe Witwe und Erbin dieses kriegerischen Reiches, Mit unterdrückter Freude, sozusagen, Mit einem heitern, einem nassen Aug, Mit Leichenjubel und mit Hochzeitsklage [...] zur Eh genommen. [...] Für eure Einsicht - habt Dank! [...]

Version 4

   Wiewohl von Old Hamlets Tod, meines werten Bruders, noch ganz schockiert; und obwohl es für unser Herzen und das ganze Reich angebracht wäre zu trauern: So, äh, lassen wir, äh, die Vernunft walten und denken mit vernünftigem - äh - Kummer an ihn - und an mich. Wir, also ich, haben meine Schwägerin geheiratet, die hohe Witwe und Erbin dieses kriegerischen Reiches. Mit unterdrückter - äh - Freude, sozusagen, mit einem heitern, einem nassen Auge, mit Leichenjubel und mit Hochzeitsklage [...] zur äh - Eh, also Frau- äh - genommen.

Version 6

Wiewohl von Old Hamlets Tod, meines werten Bruders, noch ganz schockiert; und obwohl es für unser Herzen und das ganze Reich angebracht wäre zu trauern: So, äh, lassen wir, äh, ...

Polonius. flüstert

... die Vernunft walten ...

Claudius.

... die Vernunft walten und denken mit vernünftigem - äh - ...

Polonius.

...Kummer...

Claudius. irritiert

   Hummer?

Polonius. lauter

   KUMMER!

Claudius.

... Kummer an ihn - und an mich. Wir, also ich, haben meine Schwägerin geheiratet, die hohe Witwe und Erbin dieses kriegerischen Reiches. Mit unterdrückter - äh - Freude, sozusagen, mit einem heitern, einem nassen Auge, mit äh...

Polonius.

   Leichenjubel und Hochzeitsklage...

Claudius.

... Leichenjubel und mit Hochzeitsklage [...] zur äh - Eh..., also Frau- äh - genommen.

 

Endversion

.....

Polonius.

            Leichenklage und Hochzeitsjubel...

Claudius.

... Leichenjubel und mit Hochzeitsklage zur äh - Eh.., also Frau- äh - genommen.